Zur Psychologie des produktiven Denkens
- Die Wahrnehmungs- und Lerntheorie der GESTALTPSYCHOLOGIE
(v.a. Max Wertheimer: "Produktives Denken")
März 1982
Aus der Einleitung:"Das Wahre ist das Ganze"
G.W.F. Hegel
"Animals studied by Americans rush about frantically with an
incredible display of hustle and pep, and at last achieve the
desired result by chance. Animals observed by Germans sit
still and think, and at last evolve the solution out of their
inner consciousness."
Bertrand Russell in:
Commons and Fagin, 1954
Die Gestaltpsychologen gingen aufs Ganze. Ihre Theorie der
Ganzheiten war von dem umfassenden Anspruch getragen, der
empiristischen Naturwissenschaft das unendlich weite Feld
der Phänomene zu erschließen. Entsprechend unbescheiden fiel
ihre Reduktion des Anschauungsfelds aus "dem 'heraklitischen
Fluß' der Dinge" als notwendiger Anfang jeder Analyse der
Welt aus: ihr Feld waren einfach Ganzheiten oder, in ihrer
Sprache, "Gestalten", beliebige Sektoren, die sich irgendwie
aus dem Gesamt aller unserer Wahrnehmung (einschließlich der
abstrakt gedanklichen) zugänglichen Phänomene durch
irgendwelche Eigenschaften ausgrenzen und ins Feld unserer
Aufmerksamkeit geraten. Wie, das versuchten sie zu klären.
Ihrem Gedanken von der Unzulänglichkeit aller segmenthaften
Erkenntnis folgend trennten sie nicht Spekulation von Empirie,
sondern ließen das eine aus dem anderen wechselseitig
hervorgehen, bezogen Philosophie, Neurophysiologie und
Soziologie in ihre sich psychologisch nennende Arbeit mit
ein und stellten damit sowohl die Produktivität als auch
die Notwendigkeit interdisziplinärer Forschung unter Beweis [ ... ].
Eine Psychologie, die beständig über sich hinausweist, von der
W. Metzger meint behaupten zu können, daß "wir gerade in (ihr)
in mancher Hinsicht ÜBER DAS WESEN DES GROSSEN, ALLGEMEINEN
SEINS ZUVERLÄSSIGERE AUSKUNFT ERHALTEN (müssen) ALS IN DER
PHYSIK ODER WO SONST IMMER ...", weil unser "Geist" unmittelbar
anschaulich sei, die äußere Realität dagegen immer nur
mittelbar, d.h. leicht verfälschbar, kann dann möglicherweise
für pädagogische bzw. unterrichtende Arbeit, deren Grundlagen
ja den Rahmen dieses Referats bilden, interessant werden. Es
ist zu fragen, inwiefern die Gestaltpsychologie den Anspruch
auf also auch praktische Relevanz ihrer Erkenntnisse einlöst
und Folgerungen (in unserem Fall) für den Aufbau von
Unterricht ermöglicht wenn nicht selbst zieht. Nach einer
Skizze des Gestaltansatzes zu einem Begriff vom Denken soll
das in der vorliegenden Arbeit geschehen.
[ ... ]
Max Wertheimer (1880-1943)
Wolfgang Köhler (1887-1967)
(1899-1979)